Die Gedenkfeier fand am Samstag, den 16. Januar 2016 um 14 Uhr in der Alten Wollfabrik in Schwetzingen statt.
Es war bewußt eine Gedenkfeier und keine Trauerfeier. Es war eine Möglichkeit, den Abschied von ihm und das Gedenken an ihn zu FEIERN und die Trauer gemeinsam leichter zu tragen.
Die Gedenkfeier war gut und wichtig, um Abschied zu nehmen von Günther als Mensch; sein lebendiger Eindruck und seine Standhaftigkeit bleiben uns als Impuls für unsere Arbeit, unser Engagement erhalten.
Nachruf vom Netzwerk Friedenssteuer (pdf): 2016-01-08_NWFS-Nachruf-Guenther-Lott.
Erinnerungen an Günther Lott von Freunden aus dem Netzwerk Friedenssteuer. 39 Bilder von Beate Marchevicz, die das ganze Fest ausgerichtet und die Nachrufe moderiert hat.
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Liebe Anja,
wir kennen uns nicht persönlich, aber ich hatte die Ehre und die Freude, Deinen Vater gekannt zu haben.
Gleich nach meinem Bekunden, beim Netzwerk Friedenssteuer mitmachen zu wollen, kam er eigens nach Baden-Baden und überraschte mich durch seine Herzlichkeit, seinen Humor, seine Bescheidenheit und seine Entschlossenheit.
Man könnte meinen, unser dann gemeinsames Projekt zur Durchsetzung einer Friedenssteuer sei eine idealistische Utopie (wie uns so oft vorgeworfen wird), aber Günther sah das anders – und steckte uns Mitstreiter durch seinen immerwährenden Optimismus an.
Nun ist er aus dem Leben geschieden, und damit glaubte ich einen Moment lang, alles sei jetzt verloren, weil wir ohne Günther keine Durchschlagkraft mehr entwickeln könnten.
Aber nun sehe ich das anders. Günther war so enorm beharrlich, weil er fest an die Chance geglaubt hat, sein Ziel zu erreichen. Du kanntest ihn ja viel besser, aber Du wirst mir darin zustimmen. Zum Jahreswechsel kam er gesundheitlich aber an einen Punkt, an dem ihm klar wurde, daß sein Leben nur noch fremdbestimmt zu verlängern gewesen wäre, und er zog seine Konsequenzen. Er hörte auf, an dieser Front zu kämpfen, und gab sich geschlagen. Klaglos und entschlossen, wie wir ihn kannten!
Was bedeutet das aber für uns Zurückgebliebene? Nun, wenn Günther bereit war, so konsequent einen in seinen Augen sinnlosen Kampf zu beenden, so bedeutet das doch im Umkehrschluß, daß der stets fortgesetzte Kampf für die Friedenssteuer in seinen Augen alles andere als hoffnungslos war.
Unseren gemeinsamen Kampf hat Günther also nicht beenden wollen, als er einsah, daß sein Kampf um die Gesundheit verloren war.
Ziehen wir also in seinem Sinne die Konsequenz, und kämpfen wir weiter!
Dir als Tochter ist dies vielleicht nur ein kleiner Trost, liebe Anja, aber ich hoffe, daß Du lernen kannst, den Tod Deines Vaters auch mit meinen Augen zu sehen, und daß Deine Trauer dem Respekt vor der ungewöhnlichen Lebensleistung Deines Vaters und seinem konsequenten Handeln weichen möge!
Sei mir herzlich umarmt im Gedenken an einen ganz besonderen Menschen!
Marduk
PS: an der Gedenkfeier kann ich leider nicht dabei sein, weil ich an dem übernächsten Wochenende geschäftlich verreisen muß, was seit langem geplant war.
Liebe Anja,
von Karen Hinrichs, Oberkirchenrätin der Evang. Landeskirche in Baden, mit der Günther auf einem gemeinsamen Podium auf dem Evang. Kirchentag Juni 2015 in Stuttgart war (Thema: Friedenssteuer & Verantwortung der Kirchen) habe ich diesen – für mich anrührenden – Brief als Mail erhalten. Ich sende Ihnen den Text weiter. Wie schon per Fax gesagt, komme ich gerne zur Gedenkfeier nach Schwetzingen.
Viele herzliche Grüße,
Wolfgang Steuer
Karen Hinrichs:
Lieber Herr Steuer,
was für eine traurige Nachricht! Ich danke Ihnen, dass Sie mir geschrieben haben und ich danke für das sehr schöne Foto von Günther!
Die Gedanken gehen zurück an die letzte Begegnung. Als wir uns im Sommer beim Zentrum Frieden in Stuttgart trafen, war er so fröhlich und hat meinen Mann und mich sofort mit den Vornamen angesprochen, das hat mich berührt, denn wir hatten uns vorher jahrelang nicht gesehen. Günther ist aber von Anfang an Mitglied bei unserer Werkstatt für Gewaltfreie Aktion (bzw. des Trägervereins “Gewaltfrei Leben Lernen eV.”) gewesen, also seit 1984. So kannten wir ihn schon aus der Zeit, als wir in Heidelberg studiert haben.
Für uns war Günther ein Vorbild aus der Generation unserer Eltern (bzw. deren jüngerer Geschwister), einer, der noch wusste, was Krieg und Not bedeuten, und darum den Krieg und alles Militärische ablehnte. Dass er Agnostiker war, erinnert mich auch an meinen Vater, der ebenfalls Naturwissenschaftler war. Bei dessen Beerdigung vor fast 4 Jahren hat die Dekanin gesagt: Möge er jetzt eine Überraschung erleben und dem Gott des Friedens und der Liebe begegnen. Das hoffe und glaube ich auch für Günther!
Sein letzter Schritt war schwer- für ihn selbst, für seine Familie. Aber es war, so glaube ich, kein Schritt ins Bodenlose, sondern in eine andere Form des Seins.
“Du kannst nicht tiefer fallen,
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.
Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.
Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden sein und leben
in Gott in Ewigkeit.”
Mit diesen Worten von Arno Pötzsch denke ich an Günther und grüße Sie in Ihrer Trauer um den Freund.
Mit herzlichem Gruß, auch von meinem Mann
Ihre Karen Hinrichs