Den Abschluss bildeten fünf Statements. Zunächst via Skype sprach Ernst-Ulrich von Weizsäcker. Er erinnerte an das Ende des Kalten Krieges und die damit verbundenen Hoffnungen. Da aber der Westen nicht mehr dem Osten beweisen musste, dass sein System das Bessere ist, wurde das Spiel der Gleichheit vernachlässigt. Infolgedessen wurden die Reichen immer reicher; es zeigte sich ein arroganter Kapitalismus. Unsere Welt stecke in einer philosophischen Krise. Er erweiterte das Buch ’23 things they don’t tell you about Capitalism‘ (von Ha-Joon Chang, 2011) um einen 24. Punkt: die Militärdominanz im Kapitalismus.
Philip Jennings, Generalsekretär des Intern. Gewerkschaftsverbandes UNI Global Union: Er bemerkte gleich zu Beginn, dass er als Waliser sonntags zur Kirche ginge und eine feurige Predigt erwarte. Sein Vortragsstiel erfüllte diese Vorgabe in hohem Maße – übrigens der einzige Redner, der mal richtig aus sich heraus ging. Er dankte seinen Kollegen Bsirske und Hoffmann für ihre Positionen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Es ist mal schön zu hören, wenn da einer vom Pult herunter donnert: Wir sind 200 Millionen [ArbeiterInnen] und werden mehr; wir werden nie aufgeben. Wir verdammen ökonomische Gewalt gegen Frauen und Männer, Unterbezahlung und Arbeiten-müssen bis zum Äußersten! Seine Organisation tritt bei Flüchtlingen für gleiches Gehalt ein. Er reist viel durch die Welt, um Gewerkschaften – besonders illegal behandelten – zur Seite zu stehen. Zurück nach Deutschland: Bei Kongressen wie diesem habe im Grunde der Klima-Gipfel in Paris begonnen; und er schlussfolgert: Gewerkschaften können gewinnen durch Dialog; ‘Wir sind nicht die Feinde von Veränderungen. Gebt uns einen Stuhl am Tisch in Wallstreet!‘
Betty Reardon, die Friedenslehrerin des International Institute on Peace Education stellte gleich klar, was ihre Zielvorstellung ist: generelle und vollständige Abrüstung unter effektiver, internationaler Kontrolle. Alle Zukunftsvorstellungen müssen auf einer Welt ohne Waffen gründen; die Entwicklungen müssen restorativ (wiederherstellend) sein. Sie ist sicher, dass wir über die Erde als Ganzes nachdenken müssen; „die Erde ist unser Leben“. Es geht um Sicherheit für people und peoples und ihr well-being, um ein holistisches, kosmopolitisches Denken und empathische und vorwegnehmende Analysen. ihr Appell: Lernt weiter! Und das konnten Menschen in Seminaren am folgenden Tag auch tun.
Danach wurde der parallel durchgeführten Jugendversammlung Rechnung getragen: Zunächst trug eine Teamerin, Maria, einige Arbeitsergebnisse vor, dann wurde Maria von sechs Freunden im weiteren Vortrag unterstützt. Dabei erinnerten alle daran, dass niemand allein ist und dass die Hälfte der Weltbevölkerung junge Leute sind. Überhaupt sah man auf diesem Kongress erfreulich viele junge Menschen, etwa Studenten, betrachtet aus meiner Renterinnen-Perspektive.
Colin Archer, bisher IPB-Geschäftsführer in Genf: Er erinnert an die zahlreichen, im letzten Jahr weltweit durchgeführten Vor-Konferenzen. Er stellte eine kleine Dokumentation in Aussicht, die derzeit bereits auf der Website des Kongresses beginnt: www.ipb2016.Berlin.de. Er weist deutlich darauf hin, dass die nun ausgeteilte „Action Agenda“ in der Verantwortung von Internationalen Friedenbüros und deren Mitgliederversammlungen liegt. Ein wesentliches Ziel von IPB sei es, Menschen zusammen zu bringen auf dem Weg der Transformation der Gesellschaften. In gewisser Weise ist dies auch ein Abschied für ihn, denn er wird 2017 in Rente gehen. Natürlich haben sich die Anwesenden mit standing ovations bei ihm und dem Team für die Kongress-Organisation bedankt.
Die Moderatoren Rainer Braun und Ingeborg Breines hatten die Schlussworte und gleichfalls den Dank für all die Mühen.
Hannelore Morgenstern; Netzwerk Friedenssteuer/D